Freitag, 2. Dezember 2005

Warten

Das Warten der Lasttragenden
auf die Kraft, die ihnen weiterhilft.

Das Warten der Deprimierten
auf das Wort, das sie aufrichtet.

Das Warten der Kranken
auf Heilung und Gesundheit.

Das Warten der Sterbenden
auf Hilfe und Erlösung

Das Warten der Hungernden
auf Reis und Wasser.

Das Warten der Arbeitslosen
auf Anstellung und Würde.

Das Warten der Gefangenen
auf Menschenrecht und Freiheit.

Das Warten der Flüchtlinge
auf ein Asyl unter Menschen.

Das Warten der Jugend
auf eine Zukunft ohne Waffen.

Das Warten der Kinder
auf ein Leben ohne Angst


ORTSBESTIMMUNG

Wir leben von einer Erwartung zur anderen.
Wir erwarten Besuch,
Wir erwarten unser großes Glück.
Wir erwarten gutes Wetter,
Wir erwarten bessere Zeiten,
Wir erwarten höhere Löhne,
Wir erwarten niedere Preise,
Wir erwarten das große Los,
Wir erwarten einen großzügigen Chef,
Wir erwarten entgegenkommende Untergebene,
Wir erwarten etwas.
Wir erwarten viel,
Wir erwarten sehr viel,
Wir erwarten alles,
Wir erwarten Unvorstellbares.
Wir erwarten ein gutes Ende.
Wir erwarten gnädige Richter.
Wir erwarten eine schönerer Zukunft.
Wir warten ab.
Wir warten auf ...
Wir warten schon lange.
Wir erwarten einen Menschen
Wir erwarten Gott.
Wir erwarten Unmögliches.
Wir erwarten Besserung
Wir erwarten Linderung
Wir erwarten Anerkennung.
Wir erwarten von anderen alles
Wann werden wir beginnen endlich
nichts zu erwarten
Vielleicht kann dann alles kommen.

Ruth Keller

Frieden suchen

Wer Frieden sucht
wird den anderen suchen,
wird Zuhören lernen,
wird das Vergeben üben,
wird das Verdammen aufgeben,
wird vorgefasste Meinungen zurücklassen,
wird das Wagnis eingehen,
wird an die Änderung des Menschen glauben,
wird Hoffnung wecken,
wird den anderen entgegengehen,
wird zu seiner eigenen Schuld stehen,
wird geduldig dranbleiben,
wird selber vom Frieden Gottes leben -
suchen wir den Frieden?

Schalom Ben-Chorin

Gottes Sprachen

Gottes Sprachen

Ein spanischer Missionar besuchte einst eine Insel und traf dort auf drei aztekische Priester. .
"Wie betet ihr?", fragte der Pater.
"Wir haben nur ein einziges Gebet", antwortete einer der Azteken.
"Wir sagen: ,Gott, Du bist drei und wir sind drei. Erbarme Dich unser."
"Ich werde euch ein Gebet lehren, das Gott hören wird", sagte der Missionar.
Und er lehrte sie ein katholisches Gebet. Dann reiste er weiter.
Kurz bevor er nach Spanien zurückkehrte, machte er wieder bei dieser Insel halt.
Als sein Schiff sich dem Ufer näherte, kamen die drei Priester ihm auf dem Wasser entgegen.
"Vater, Vater", rief ihm der eine entgegen.
"Bitte lehre uns das Gebet, das Gott erhört, noch einmal. Wir haben die Worte vergessen."

"Das ist unwichtig", antwortete der Pater angesichts des Wunders.
Und er bat Gott um Vergebung, weil er begriffen hatte, dass Er alle Sprachen spricht.


Dhammapada(Buddha zugesprochen)

Besser wäre es, es gäbe anstatt von tausend Worten Nur eines, das jedoch Frieden brächte.
Besser wäre es, es gäbe an statt von tausend Versen Nur einen, der jedoch das Schöne zeigt.
Besser wäre es, es gäbe anstatt von tausend Liedern Nur eines, das jedoch Freude verbreitet.



Mevlana Jalaluddin Rumi, 13. Jh.

Draußen liegt neben dem, was richtig und dem was falsch ist, ein riesiges Feld.
Dort werden wir uns treffen.


Der Prophet Mohammed, 7. Jh. (mit eigenen Worten wiedergegeben)

Oh, Allah!
Ich frage um deinen Rat, weil du alles weißt, und selbst das Verborgene kennst.
Wenn das, was ich tue, gut für mich und für meine Religion,
für mein jetziges und mein zukünftiges Leben ist,
dann möge diese Aufgabe leicht und gesegnet sein.

Wenn das, was ich jetzt tue, schlecht für mich und meine Religion,
für mein jetziges und mein zukünftiges Leben ist,
dann halte mich von dieser Aufgabefern.


Jesus von Nazareth, Matthäus 7, 7-8

Bittet, so wird euch gegeben;
suchet, so werdet ihr finden;
klopfet an, so wird euch aufgetan.
Denn wer da bittet, der empfängt;
und wer da sucht, der findet;
und wer da anklopft, dem wird aufgetan.


Jüdisches Friedensgebet

Kommt, lasst uns auf den Berg des Herrn gehen, wo wir mit ihm wandeln können.
Lasst uns unsere Schwerter zu Pflugscharen und unsere Spieße zu Sichelnmachen.
Kein Volk möge wider das andere das Schwert erheben hinfort nicht mehr die Kriegskunst erlernen.
Und niemand soll seinen Nachbarn fürchten, denn so sprach der Herr.


LaoTse-China, 6. Jh. vor Christus

Damit es Frieden auf der Welt gibt, müssen die Völker in Frieden leben.
Damit es Frieden zwischen denNationen gibt, dürfen sich die Städte nicht gegeneinander erheben.
Damit es Frieden in den Städten gibt, müssen die Nachbarn sich verstehen.
Damit es Frieden zwischen den Nachbarn gibt, muss im Hause Frieden herrschen.
Damit im Hause Frieden herrscht, muss man ihn im eigenen Herzen finden.

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